Pontormos Schatten

Pontormos Schatten

eine Kammeroper von Volker Blumenthaler
Libretto: Vera C. Koin

Jacopo Carrucci di Pontormo, einer der Hauptvertreter des sog. Manierismus und gefeierter Florentiner Maler in der Mitte des 16.Jhds., sein Stern steigt kometenhaft auf, tragisch sein tiefer Fall. Die Hybris, das anmaßende Gehabe des jungen Malerstars wird Stück um Stück überlagert von einem latenten Schuldgefühl wegen des Todes eines Kindes, den er im Rahmen einer monströsen Kunstaktion unbeabsichtigt herbeigeführt hat und dessen psychosomatische Auswirkung ihn allmählich kränker und menschenscheuer werden lässt. In seinem Tagebuch il mio libro - eines der ersten Tagebücher überhaupt - werden wir Zeuge seiner Ängste, seines Zerfalls. Pontormos künstlerische Schaffenskraft versiegt zunehmend im Laufe der Jahre, in denen er am Jüngsten Gericht in San Lorenzo arbeitet. Als Herausforderer von Michelangelo angetreten, den er mit dieser Arbeit zu übertrumpfen hofft, endet er letztlich als Geschlagener, unfähig seine Ideen, die nach 11 Jahren nicht über das Stadium des Skizzenhaften hinauskommen, zu verwirklichen. In einem gewissen Sinne hält sein Scheitern uns Heutigen einen Spiegel vor. Wir kritisieren zu Recht einen Kunstbegriff, der den Künstler und sein Handeln als absolut, oder wie Pontormo es formuliert hat als ziemlich göttlich begreift. Der verblendeten Übersteigerung, Ausdruck einer tief in die Gesellschaft hineinreichenden Hemmungslosigkeit und Maßlosigkeit, folgt ein tiefer Fall, das Versiegen der geistigen und körperlichen Kräfte ... und schließlich der Tod. Diese dunkle Seite der Renaissance, der Schatten Pontormos, sollte uns zu denken geben. 


mit

Bagdasar Khachikyan (Countertenor)
Ulrike Härter (Sopran)
David Liske (Schauspiel)
Svenja Heistermann (Schauspiel)
Matteo Arena (das goldene Kind)

Sebastian Montez (Gitarre)
Caroline Hausen (Flöte)
Marie-Louise Wundling (Cello)
Eunbi Jeong (Percussion)

Musikalische Ltg.: Mariam Chatzaki
Regie: Winni Victor
Ausstattung: Petra Stützel
Technik: Jakobus Stützel

Premiere: 
Samstag, 2. November 2019 im Georgensaal der Freien Georgenschule, Reutlingen.
Weitere Aufführung: 
Sonntag, 3. November, Sudhaus Tübingen

Pressespiegel 


Es ist schön, dass die Oper nicht tot ist. Dass allerdings ein so schönes Vorhaben wie „Pontormos Schatten“ nicht so besonders viele Menschen anzulocken vermochte, war dann doch ein bisschen schade. (…) An der Spitze stand der in Trossingen ausgebildete Countertenor Bagdasar Khachikyan. Ganz großartig machte er das.
         Reutlinger Generalanzeiger


Ein ambitioniertes Projekt und eine beeindruckende Umsetzung. Grandios der 1984 in Russland geborene Countertenor Bagdasar Khachikyan in der sehr fordernden Titelpartie. Ein begabter höhensicherer Stimmartist (…) Sopranistin Ulrike Härter (…) verband sich mit Khachikyans Altus-Timbre für einen magischen Moment zu einem reibungsvollen Duett, (…) wie eine in sich gespaltene Einzelstimme. Das Instrumental-Quartett – ein klingendes Psychogramm.

  Schwäbisches Tagblatt 

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